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FauxAmi Interview
Director Hussam Chadat
by Angel Martinez 2004
Filmregisseur Husam Chadat sprach mit Fauxami über Gott und die Medien-Welt.
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Seit mehr als ein em Jahrzehnt erlebt die Filmindustrie einen Wandel in Richtung kommerziell profitable, sozusagen siegessicherer, Produktionen. Filme die rein Charakterlich betont sind verschwinden langsam hinter dieser neuen Form des "Business". Versucht ihr dramaturgischer Stil diese leere Schublade wieder aufzufüllen?
Wir leben in einer extrem kommerziell orientierten Zeit. Es ist schade, dass wir immer weniger originelle Handschriften im Kino erleben. Vieles wiederholt sich, als ob man nach dem gleichen Rezept kocht. Irgendwann schmeckt es nicht mehr. Sicherlich kommt ab und zu ein schöner Film ins Kino, der unser Herz berührt. Ich persönlich bewundere die Filme aus dem Iran oder China. Weniger die aus Hollywood. Ich sehe mir selten amerikanische Produktionen an, weil die (für mich) irgendwie langweilig sind. Nicht alle natürlich. Ich suche nach Originalität und nicht nach Filmen, die nach einem gleichen Muster gemacht sind. Wenn ich an einen Film denke, versuche ich, ehrlich zu sein. Das spüren die Zuschauer. Wenn wir einen Film sehen, merken wir, ob der Regisseur den Film aus dem Tiefsten seines Herzens gemacht hat oder einfach nur so, um den Redakteur irgendeines Senders zufrieden zu stellen.
Eine ziemlich eindeutige Ähnlichkeit mit Woody Allen's Filme könnte man als Säule für ihre Leidenschaft betrachten. Bei ihrem letzten Film "Just get married" zeigen sie die Poesie der Verbundenheit zu der Stadt München, genauso wie Allen in der "Der Stadt Neurotiker" auch seine Vebundenheit zeigte. Hat diese Medienstadt sie wirklich so fest im Griff?
Ich liebe Woody Allen. Ich sehe mir seine Filme immer wieder an. Man kann das Verhältnis zwischen Woody und New York nicht mit meinem Verhältnis zu München vergleichen. Ich bin hier ein Gast und versuchte in meinem Film, dieser Stadt zu danken, weil sie mir viel Glück geschenkt hat. Ich fühle mich wohl hier und will auch hier bleiben. Aber ich kann nicht so gut über diese Stadt erzählen, wie ich über die Stadt meiner Kindheit und Jugend - nämlich Damaskus - erzählen kann.
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Nun hat Deutschland bewiesen das der ambitionierte Deutsche und Ausländische Film Newcomer zu Ruhm verhelfen kann. Als aktuelles Beispiel ist der diesjährige Gewinner der Berlinale Faih Akim zu nennen.Deutsche mit türkischer Abstammung die trotz ihrer kulturellen Engpässe, oder vielleicht auch wegen dieser Unterschiedlichekit, sehr gut akzeptiert werden.
Kann dieses Land ein gutes Sprungbrett für einen Regisseur aus dem Ausland sein, der auf einer europäischen Ebene wirken möchte?
Ich freue mich für Fatih Akin, der sich auch ohne die Berlinale behauptet hat.
Die Filmlandschaft in Frankreich ist viel dynamischer und effektiver als in Deutschland. Frankreich fördert auch zahlreiche ausländische Produktionen aus dem Iran bis Burkina Faso - alleine die Vielfalt der Kulturen in Frankreich ist spannender und inspirierender. Ich hatte leider Schwierigkeiten, Französisch zu lernen. Die deutsche Sprache war für mich irgendwie leichter. Deswegen bin ich hier. Filme machen ist überall schwierig. Milos Forman antwortete einmal auf die Frage, warum er und Polanski im Gegensatz zu vielen anderen Immigranten in den USA Erfolg gehabt hätten - Wir haben Geduld gehabt . Also: Geduld. Sonst werden wir alle verrückt.
Sie selbst zeigen eine große Begeisterung für talentierte und erfolgreiche Schauspieler und Produzenten, bestätigt durch zwei Dokumentarfilme über den Starproduzent Bernd Eichinger. Wie kommt es das sie ihn so sehr bewundern?
Bernd Eichinger ist ohne Zweifel der erfolgreichste Produzent Deutschlands. Ich sah seine alten Produktionen wie ?Der Name der Rose' in Damaskus auf Video und damals interessierte mich nicht, wer den Film produziert hat. Ich dachte außerdem, das wäre ein amerikanischer Film. Als ich an der HFF-München studierte, habe ich erfahren, dass der Produzent von ?Der Name der Rose' auch an dieser Schule studiert hat und er in Schwabing wohne. Ich wollte nur wissen, was man braucht, um solche Erfolge zu haben. Das war auch meine letzte Frage an ihn. Er sagte man brauche zwei Sachen: Begeisterung für deine Idee und Durchhaltevermögen, um sie zu realisieren . Ich dachte lange darüber nach. Es klingt sehr einfach, aber es stimmt - wie viele Ideen haben wir und wie viele verschwinden von sich selbst nur weil wir selbst nicht genug begeistert von unserer eigenen Ideen sind?! Die Begeisterung soll groß sein und ohne Durchhaltevermögen kommen wir nicht weiter zum Ziel.
Die Teilnahme an mehrere Großproduktionen ist durchaus eine Bereicherung für die Selbstbildung, können sie uns etwas über diese Erfahrunge kurz erklären?
Ich hatte die Gelegenheit, das Making of von ? Resident Evil' zu machen. Es war eine deutsch-amerikanisch-französische Produktion. Der Film wurde mit einem gemischten Team aus England, USA und Deutschland in Berlin gedreht. Ich nutzte diese Chance, um zu beobachten, wie die Amerikaner arbeiten. Sicherlich war das für mich eine Bereicherung. Die Amerikaner und auch die Engländer arbeiten viel lockerer und entspannter als die Deutschen, die nur mit ernsterem Gesicht kreativ sein können. Es war für mich auch interessant zu sehen, wie sich die Stars am Set verhalten und wie man mit ihnen umgehen soll.
Kurz gefragt, mögen Sie den zeitgenössischen deutschen Film?
Es gibt tolle Filme und großes Potential in Deutschland. Hier gibt es alles, was man braucht, um Filme zu machen, vor allem Geld und Technik. Es fehlt nur an Mut, ehrlich seine eigene Geschichte zu erzählen. Ich persönlich schaue mir gerne die alten deutschen Filme an.
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Nach Ihrem Diplomfilm Projekt (Just get married) haben sie eine Deutsche Frau geheiratet. Aus einer Perspektive der Liebe und nicht aus kommerzieller Sicht, wie im Plot Ihres Filmes dargestellt wird. Wie empfinden sie diese Ironie? Hat die reale Welt ein weiteres mal die Phantasie übertroffen?
- Gott liebt mich. Bis jetzt. Ich hoffe, daß er mich weiter so liebt. Wenn es immer so wäre, daß unsere Phantasien aus den Drehbüchern real werden, dann würde ich alle meine Träume und Wünsche sofort aufschreiben. Es ist eine phantastische Geschichte. Tatsächlich habe ich meine Frau während der Dreharbeiten getroffen und wir sind jetzt ein glückliches Ehepaar. Ich dachte immer, das die Phantasiewelt viel schöner ist als die Realität. Diesmal stimmt das nicht.
Ich hatte das Glück bei der Premiere von "Just get married" dabei zu sein, und wurde Zeuge der enormen Begeisterung den die Menschen für den Film zeigten. Erwarten diese Fans demnächst einen 90 minütigen Film aus Ihrer Feder?
- Ich habe neulich ein Theaterstück von Thomas Bernhard ins Arabische übersetzt. Das hat mir wirklich Spaß gemacht. Ich schreibe zur Zeit an zwei Kinoprojekten und versuche, die Rechte für einen traumhaften Roman zu bekommen. Daumen drücken. Geduld. Durchhaltevermögen, und Gott soll mich weiter lieben.
FauxAmi bedankt sich herzlich für das Interview.
- Herzlichen Dank für euer Interesse und viel Erfolg mit eurer Arbeit.
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BIOGRAFIE Husam Chadat:
Geboren 1966 in Damaskus. 1983-87 Studium Bauingenieurwesen an der Universität Damaskus. 1987-91 Schauspielstudium an der Theater-Akademie Damaskus. Von 1991-93 Bühnen- und Filmschauspieler in Damaskus. Seit 1993 Studium an der Hochschule für Fernsehen und Film München, Abteilung Film und Fernsehspiel. 1995-97 Stipendiat des Deutschen Akademischen Austauschdienstes DAAD. Seit 1996 freier Schauspieler für Produktionen der Hochschule für Fernsehen und Film München und andere. "Just get married!" ist sein Abschlussfilm an der HFF München.
FILMOGRAFIE:
She, 1994 (Kurzfilm)
Der Sonnenkuss, 1996 (Kurzfilm)
Die Hochzeit, 1997 (Kurzfilm)
Das Licht fassen, 1998 (Kurzfilm)
Bernd Eichinger - ein echter Pionier, 1999 (Dokumentarfilm)
Die Töchter Schehrezades, 1999 (Dokumentarfilm)
Bernd Eichinger - Wenn das Leben zum Kino wird, 2000 (Dokumentarfilm)
Goodbye Damaskus, 2002 (Dokumentarfilm)
Just get married!, 2003 (Kurzfilm)
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